Vision 2030
Das reichste Land der Welt gründet nicht!
Wir brauchen kritisches Denken!
Ein Tick zu viel Information

Das reichste Land der Welt gründet nicht!

Stefan Wittwer
30/10/2019
Vision 2030

Von allen Seiten heisst es, Schweizer Startups würden gefördert. Die Septemberausgabe des NZZ Folio bringt uns jedoch die ernüchternde Hiobsbotschaft des Global Entrepreneurship Monitor: Was auch immer an Förderung existiert, funktioniert allem Anschein nach nicht sehr effektiv.

Nur jede dritte Schweizerin und jeder dritte Schweizer glaubt  daran, über die Fähigkeiten für eine Firmengründung zu verfügen. Das Interesse für Gründung in einem Land von Pionieren wie Alfred Escher oder Gottlieb Duttweiler nimmt rapide ab.

Anteil der EinwohnerInnen die 2019 ein Unternehmen gründen wollten.

Der Konflikt

Es existiert seit längerem ein Konflikt in der Schweizer Wirtschaft. Manche nennen uns das reichste Land der Welt, die Swisscom spricht in einer Imagekampagne von einem Pionierland der Innovation und die digitale Transformation bietet die Chance, jedes einzelne Produkt in jeder Industrie nochmals grundlegend neu zu erfinden – besser, schneller, vernetzter. Trotz allem scheint der Erfindergeist zu ruhen. Es stellt sich die Frage, was genau passiert ist.

Digitale Transformation vor der Türe

Artificial Intelligence, Augmented Reality, 5G, Blockchain und Internet of Things – es ist eine aufregende Zeit, um zu leben. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich die Technologie global immer schneller weiterentwickelt; einzelne Marktteilnehmer können nicht mehr in allen Bereichen mithalten, da der exponentielle Fortschritt und die kollektive Forschung schneller vorangehen, als eine einzelne Organisation in mehreren technologischen Feldern überhaupt vollumfänglich nachvollziehen könnte. Früher war es eher möglich, für längere Zeit einen technologischen Vorsprung gegenüber Konkurrenten zu halten. Heute ist digitale Weiterentwicklung dezentral und Neuheiten sind oftmals öffentlich über das Internet zugänglich. All dies bietet viel Potenzial für Innovation, denn die neuen Technologien können ganze Industrien revolutionieren. Man denke an 5G im Bereich der Fabrikautomation, Smart Contracts mit Blockchain oder künstliche Intelligenz als ergänzendes Tool in allen erdenklichen Disziplinen von Journalismus bis Sport.

Ein Leben ohne moderne Technik, Internet und Smartphone ist mittlerweile für viele kaum noch vorstellbar, doch es ist noch nicht so lange her, da alle diese Dinge noch in Kinderschuhen steckten und belächelt wurden. In der Welt der Technologie gilt: Wer nicht exponentiell denkt, den bestraft das Leben. Die Dynamik exponentieller Entwicklungen wie die (mittlerweile etwas abgeflachte) Moore’s Law hat mittlerweile einen grossen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung. Einige Zukunftsforscher sprechen bereits von einer technologischen Singularität in wenigen Jahrzehnten und beschreiben damit den Punkt, ab dem sich AI in Form einer Superintelligenz so schnell weiterentwickelt, dass die Zukunft der Menschheit überhaupt nicht mehr vorhersehbar sein wird, da Fortschritt ab dann hauptsächlich durch eine selbstverbessernde Seed AI vorangetrieben wird.

Es geht also zügig voran, dennoch leben viele Branchen und marktbeherrschende Unternehmen noch immer im letzten Jahrzehnt. Wer schnell und innovativ denkt, kann innert weniger Jahre milliardenschwere Marktführer vom Thron stossen.

Vom trägen Bürojob zum Entrepreneur

Die Maslow-Pyramide ist ein soziopsychologisches Modell, das beschreibt, in welcher Struktur sich die Bedürfnisse und Handlungsmotivationen der Menschen manifestieren. Zuunterst sind körperliche Grundbedürfnisse, die für menschliches Überleben notwendig sind, danach folgen in weiteren hierarchischen Stufen Sicherheit, soziale Beziehungen und Individualbedürfnisse wie Wertschätzung, Stärke und Prestige. Wenn alle diese Bedürfnisse befriedigt sind, will der Mensch gemäss Modell sein Potenzial verwirklichen und sein Leben entfalten.

Bedürfnispyramide nach Maslow

In der Schweiz haben wir hohe Lebensstandards, sodass die Existenzsicherung für wenige ein Problem darstellt. Familie und eine gut bezahlte Arbeitsstelle bei einem grösseren Unternehmen gelten für viele als Massstab für ein erfolgreiches Leben. Die grosse soziale Sicherheit, Wohlfahrt und Bildung der Schweiz sollten wie ein Nährboden für Selbstverwirklichung wirken. Mehr SchweizerInnen und Schweizer würden versuchen, etwas Eigenes, Grösseres zu bewirken und selbst ein Projekt auf die Beine zu stellen, anstatt nur die vorgekauten Aufträge des Vorgesetzten zu bearbeiten.

Das Problem

Optimale Bedingungen für grenzenlose Selbstverwirklichung mit einem stabilen sozialen Auffangnetz, grosse Chancen dank der fortschreitenden Digitalisierung und trotzdem gründen Herr und Frau Schweizer nicht. Die wirtschaftliche Sicherheit der Arbeitsplätze in der Schweiz begünstigt sicherlich einen traditionellen Job, doch wahre Selbstverwirklichung sieht anders aus.

Gründungsabsichten und Wahrnehmungen der Fähigkeiten von SchweizerInnen

Viele GründerInnen sind schlicht überfordert mit Business Strategy, IT oder versinken gar im bürokratischen Wahnsinn. Wie man sich selbstständig macht oder eine Geschäftsidee findet, wird praktisch nur im Betriebswirtschaftsstudium an Universitäten ausführlich gelehrt. Übersichtliche und einsteigerfreundliche Informationen für Nichtprofis, wenn es um Finanzierung, Sozialversicherungen oder Gründungspraxis geht, sind noch nicht sehr üppig vorhanden und selten für das schweizerische Gesetz angepasst.

Die zu Beginn genannte Studie zeigt in sich gleich das konkrete Problem: Jede dritte Person hat Angst vor dem Scheitern. Es mangelt an Selbstvertrauen, was kein Wunder ist, wenn schon das Recherchieren nach den ersten Schritten für eine Firmengründung bloss eine wirre Mischung an komplexen Richtlinien und Prozeduren hervorbringt, die alle NichtbetriebswirtschaftlerInnen sofort überfordert. Online-Gründungsservices, wie sie heute existieren, sind auch nur begrenzt hilfreich, da sie meist mit nur beim kleinsten und ersten Aufwand des Gründens unterstützen.

Warum wir exisitieren

Wir eliminieren diesen Konflikt. Wir wollen, dass die Ideen von allen verwirklicht werden können, die digitale Transformation und ihre breiten Chancen nicht ungenutzt bleiben und mehr Schweizerinnen und Schweizer den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Wir setzen uns für Unternehmertum von unten ein, denn kleine, junge KMU bilden das Fundament einer gesunden Wirtschaft.

In den nächsten Beiträgen dieser Reihe erfahren Sie mehr darüber, wie wir die Schweizer Gründungslandschaft nachhaltig verändern wollen.

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